Vol. 03 — 13. Mai bis 19. Juni 2022

Le Bureau x Alwin Lay
Made in…

Einzelausstellung zur düsseldorf photo+

Die fotografischen Bilder von Alwin Lay entstehen aus einem erweiterten Verständnis davon, welche – sinnbildlichen wie konkreten – Räume einer Fotografie außerhalb des Ausschnitts ihres jeweiligen Bildraumes angehören. Lays Gedanken folgend, dass ein Foto nicht am Bildrand endet, sondern vielmehr durch Motiv, materialer Substanz und kontextueller Einbettung einen Bezugspunkt bildet, der dazu verhilft, ins Bild oder in den Blick genommene Zuschreibungen aufzulösen oder zu verschieben,¹ lassen auch seine neuen oder bislang noch kaum gezeigten fotografischen Bilder seiner aktuellen Ausstellung Made in... erkennen. Visuelle Formulierungen von innerem und äußerem Begehren, Konsumverhalten und Verfügbarkeiten führen das betrachtende Ich in Bezug zu Situationen abstrahierenden Objekten. Impulsant, pressierend, verausgabend, grotesk, vulgär, verquer, überhitzt – drückt sich ein praller Ballon gegen eine Reißzwecke, dreht und windet sich eine scharfkantige metallene Wäscheklammer, verschmiert eine Zahnbürste Zahnpasta, wird Toilettenpapier gedehnt, hängen oder stehen die Zitronen, dampft eine Luftschlange vor sich hin, raucht eine Zigarre einen Drink, vice versa inklusive. Fragen des (menschlichen) Verortens, Erscheinens und Präsentierens drängen sich zwischen den Bildmomenten und der Reflexion darüber auf und lösen sie zugleich fernab des surreal gesetzten Spotlights. Inmitten der Lokalisation, im Ausstellungsraum Le Bureau in Düsseldorf, der vormals den Verwaltungs- und Besprechungsangelegenheiten einer ehemaligen Möbelspedition diente, entfaltet sich ein Subtext zwischen Alwin Lays fotografischen Bildern und dem abgegriffenen Begehren von Status, Hierarchie, Potenz und Ordnung. Es ist ein leises Umkreisen des Empfindens dessen, wie und wodurch sich Identität und Lebensraum ausformulieren (lassen). Vom Stilmittel der Fiktion berührt, führen so Lays fotografisch ausformulierte Szenarien zu Momenten des losgelösten Beobachtens, denen – als Reaktion auf die Inszenierung des Bildes – eine nackte Atempause innewohnt. Auf ein solches hüllenloses Anschauen zu reagieren, mag die wohlwollende Herausforderung sein, die Alwin Lays fotografischen Bildern nicht nur substanziell inhärent ist, sondern die sie bedingungslos markant auch anbieten.

Christina Irrgang

 

[1] Vgl. Alwin Lay im Gespräch mit Barbara Hofmann-Johnson, in: Alwin Lay – Prego, hrsg. v. Barbara Hofmann-Johnson, Ausst.-Kat. Museum für Photographie Braunschweig, Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König, Köln 2021, S. 158.


Alle Ausstellungsansichten in dieser Galerie © Alwin Lay


Zwei Zitronen, 120x100 cm
Archival Pigment Print, 2022

Tube, 110x140 cm
Archival Pigment Print, 2021

Luftschlange, 165x120 cm
Archival Pigment Print, 2022